Aat Breur-Hibma

geb. 28. Dezember 1913 in Den Haag, 
gest. 31. Dezember 2002 

10. September 1943 – 30. April 1945 in Ravensbrück 

AAT STELLTE MIT IHREN ZEICHNUNGEN
DIE GESAMTEN SCHRECKEN DES LAGERLEBENS DAR.“

Aat war Zeichenlehrerin in Den Haag. Im September 1940 heiratete sie den ehemaligen Interbrigadisten Krijn Breur. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: den Sohn Wim und die Tochter Dunya. Krijn und auch Aat beteiligten sich von Anfang an im Widerstand. Krijn führte Attentate durch, Aat fälschte Ausweispapiere. Sie beherbergten auch Juden in ihrem Haus, wurden aber verraten und am 19. November 1942 verhaftet. Aat wurde mit ihrer Tochter in das Gefängnis Scheveningen gebracht und dann ins Wehrmachtsgefängnis in Utrecht. Im Juni 1943 wurden sie einem Transport zugeteilt. Durch das Verdienst des Gefängnisdirektors, der ihr wohlgesinnt war, konnte sie Dunya bei der Abfahrt ihren Eltern übergeben. 

Am 10. September 1943 kam Aat als Nacht- und Nebelgefangene in das Lager Ravensbrück. Dank der Aufseherinnen bekam sie Arbeit in der Buchbinderei, wo sie für die Deutschen Glückwunschkarten zur Geburt eines Kindes zeichnete. So gelangte sie an Papierreste, auf denen sie ihre Mitgefangenen zeichnete. Diese Zeichnungen wurden versteckt. Am 1. März 1945 wurde Aat in den Strafblock verlegt, was praktisch einem Todesurteil gleichkam. Ein Arzt aber zog Aat aus der Reihe heraus, steckte ihr die Lagernummer eines verstorbenen Häftlings an und rettete ihr so das Leben. Nach der Befreiung des Lagers wurde Aat im Juli 1945 in die Niederlande repatriiert, wo sich zeigte, dass sie unter Tuberkulose litt. Es folgte eine lange Behandlung in Davos. Sie litt auch unter Lagertraumata, was das Leben ihres Sohnes und ihrer Tochter sehr beeinflusste. Im Herbst 1945 bekam sie dank einer Mitgefangenen ihre Lagerzeichnungen, die diese gerettet hatte, zurück. Aat verschloss sie in einem Koffer und wollte nichts mehr von ihnen wissen. Erst im Jahr 1980 gelang es Aats Tochter, das Schweigen ihrer Mutter zu durchbrechen und der Koffer konnte geöffnet werden. Als die Zeichnungen im Amsterdamer Rijksmuseum restauriert und ausgestellt wurden, erregten sie großes Aufsehen. Dunya verwendete die Zeichnungen in ihrem Buch Een verborgen herinnering (Verborgene Erinnerung), das 1983 erschien. Für Aat war dies auf ihre Art eine Befreiung. Endlich konnte sie über das Konzentrationslager sprechen. 

Aat war eine starke und mutige Frau, die bis ins hohe Alter malte, zeichnete und auch Malunterricht gab.   

 

Agnes Dessing
Niederlande
Freundin von Aat Breur-Hibma