Lise Børsum
geb. Milly Elise Alnæs
geb. 18. September 1908 in Oslo,
gest. 29. August 1985
Juni 1943 – 7. April 1945 in Ravensbrück
„DIE IN GEFANGENSCHAFT VERBRACHTE ZEIT VERTIEFTE IN LISE BØRSUM DIE EMPATHIE GEGENÜBER MENSCHEN, DIE NARBEN AN KÖRPER UND GEIST TRUGEN. SIE WAR UNKONVENTIONELL, MUTIG UND VERWEIGERTE NIEMANDEM HILFE.“
Nach Kriegsausbruch schloss sich Lise bald dem Widerstand an. Das Haus der Familie Børsum wurde im Oktober 1942 zum Rettungszentrum norwegischer Juden. Hier fanden Konzerte statt, bei denen jüdische Künstler auftraten. Lise Børsum wurde Teil des Netzwerkes, das Transporte von Flüchtlingen in das neutrale Schweden organisierte. In der Nacht auf den 28. April 1943 wurde das Ehepaar Børsum verhaftet. Lise Børsum war vom 27. April bis 13. Juni 1943 im Gefängnis Grini in Oslo inhaftiert. Dann wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Ihr wurde die Häftlingsnummer 20807 zugeteilt. Im Lager gab es nur 102 norwegische Häftlinge. Sie durften manchmal Lebensmittelpäckchen vom Roten Kreuz empfangen. Lise war allerdings im Rahmen des Programms „Nacht und Nebel“ als Häftling erfasst worden, sodass sie vollkommen isoliert war und weder Post noch Päckchen bekommen durfte. Norwegische Mithäftlinge gaben ihr ab und zu etwas Essen aus den Päckchen des Schwedischen Roten Kreuzes.
Halbtot kam auch für sie die Rettung in Form der „Weißen Busse“, die das Schwedische Rote Kreuz entsandte, um skandinavische Häftlinge vor Ausbruch des Aprilchaos im Jahr 1945 nach Hause zu bringen.
1946 gab sie das Buch „Fange i Ravensbrück“ („Häftling in Ravensbrück“) heraus, in dem sie u.a. die Folterungen bei Vernehmungen beschrieb. Ihr Mut und ihre nüchterne Schilderung der Erlebnisse hinterließen starken Eindruck. Das Buch erschien innerhalb von zwei Jahren in vier Auflagen. Später folgten weitere, zuletzt 2007 auf Initiative ihrer Tochter Bente (die ebenfalls einen Monolog auf der Grundlage des Buches dramaturgisch bearbeitete und ihn als Schauspielerin eine Reihe von Jahren in ihrem Repertoire hatte). Das Buch wurde in Norwegen als eines der zehn bedeutsamsten Bücher über den Krieg ausgezeichnet.
Ab 1947 arbeitete sie aktiv im Nationalen Kriegsopferhilfsfonds, von 1966 bis zur Pensionierung leitete sie ihn. Sie war ebenfalls Mitglied der Internationalen Kommission gegen das KZ-Regime (Commission internationale contre le régime concentrationnaire), und das seit ihrer Gründung im Jahr 1950. Nach dem Krieg besuchte sie Ravensbrück einmal, stand aber viele Jahre mit mehreren Mithäftlingen in Kontakt. Von der finanziellen Entschädigung für die Zeit der Inhaftierung kaufte sie sich ein Klavier.
Bente Børsum
Norwegen
Tochter von Lise Børsum