Denise Rousseau

geb. 30. Januar 1920 in Nogent-sur-Marne (bei Paris),
gest. 3. August 2021 

3. Mai 1944 – 1. Mai 1945 in Ravensbrück

„RECHLIN WAR DAS GRAUEN. RECHLIN IST DAS GRAB MEINER KAMERADINNEN.“

1943. Als Tochter einer patriotischen elsässischen Familie und dem Beispiel ihrer Schwester Marie-Solange folgend, schloss sich Denise Rousseau nach ihrem Pharmaziestudium im Alter von 24 Jahren der Résistance an, dem geheimen Studentennetzwerk „Défense de la France“. Sie lernte Schreibmaschinenschreiben, begegnete ihrem späteren Ehemann und wurde am 3. Mai 1944 gemeinsam mit ihrer Schwester aufgrund einer Denunziation verhaftet. Am darauffolgenden Tag wurden ihr Vater und einer ihrer kleinen Brüder verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Ihr Vater wird nicht zurückkehren.  

Es folgten Verhöre nach eineinhalbmonatiger Haft im Gefängnis von Fresnes, sie erinnert sich daran nur bruchstückhaft. Als sie nach den Verhören zurückkam, erkannten ihre Zellenkameradinnen sie nicht wieder. 

Die beiden Schwestern gehörten zum sogenannten 57.000er-Transport, dem letzten Transport aus Paris am 15. August 1944. Während der Fahrt, ohne Wasser, ohne Toilette, herrschte erdrückende Hitze; die Kameradinnen wechselten sich ab, mal sitzend, mal aufrecht stehend. Nach sechs Tagen und sechs Nächten erreichten sie Fürstenberg. Es folgten fünf Monate Außenlager Königsberg (Oder), wo die Zwangsarbeit aus Planierungsarbeiten auf einer windgepeitschten Anhöhe, dem Ausgraben von Baumwurzeln und dem Transport von Schienen bestand. Anfang Februar 1945, Todesmarsch zurück nach Ravensbrück, wo die Blöcke überfüllt waren. Sie wurden im Zelt untergebracht. 

Mitte Februar, Verlegung nach Rechlin – Arbeit bei der Flugzeugtarnung, Reparatur von Start- und Landebahnen. Die Bedingungen in den Blöcken dieses Lagers waren so schrecklich, dass nur sehr wenige Deportierte zurückkehrten. Denise entkam knapp einem Transport in den Tod. Dann Verlegung ins Außenlager Ochsenzoll bei Hamburg, das unter Beschuss stand, bei nächtlicher Fließbandarbeit unter Tage. Schließlich kam die Befreiung am 1. Mai 1945, sie wurde mit dem Zug nach Dänemark, dann – dank der Verhandlungen mit Graf Bernadotte – mit dem Schiff nach Schweden gebracht, dort endlich Genesungszeit. 

Anfang Juli kehrte sie nach Frankreich zurück: Zunächst per Militärflugzeug nach Le Bourget, dann Transfer zum Hotel Lutetia zur Überprüfung. Heimkehr mit dem Vorortzug, allein mit der Schwester.  

Denise hat acht Kinder. Von ihrer Deportation hat sie sich nie erholt; sie schwieg fast völlig zu diesem Thema. Auch mit 100 Jahren plagten sie nachts noch immer Albträume.  

 

Dominique Villard-Gamage
Frankreich  
Tochter von Denise Rousseau