Anna Burger

geb. Lasser

geb. 4. Juni 1913 in Klosterneuburg (Niederösterreich), 
gest. 2. Dezember 1943 

6. Mai 1941 – 2. Dezember 1943 in Ravensbrück 

„MEINE GROSSMUTTER WAR
EINE SEHR TAPFERE, MUTIGE FRAU.“

Meine Großmutter, Anna Burger, hatte fünf Kinder, sie lebten unter ärmlichsten Bedingungen. Oft war sie gezwungen, durch Stehlen und Betteln zum Lebensunterhalt beizutragen, doch auch das Wenige reichte kaum aus. Sie stahl in einer Verdunkelungsnacht Decken für ihre Kinder. Gesehen und verraten wurde sie 1940, mit dem Vermerk „Keine Rückkehr erwünscht“ verhaftet und zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Nach ihrer verbüßten Haftstrafe wurde sie in das KZ Ravensbrück deportiert. 

Meine Großmutter war vom 6. Mai 1941 bis 2. Dezember 1943 in Ravensbrück inhaftiert, wo sie mit nur 30 Jahren durch eine Giftinjektion ums Leben kam. Erinnerungen an meine Großmutter habe ich nur durch Bilder und Erzählungen meiner Mutter und durch jahrelange Recherchen. 

Das KZ Ravensbrück bedeutete für meine Großmutter nur Qualen jeglicher Art. Mit dem Wissen, dass fünf Kinder auf sich allein gestellt zurückblieben, musste sie dort ihr Leben lassen. Für meine Mutter war das KZ Ravensbrück der Ort, der ihr ihre Mutter und die damit verbundene Kindheit raubte. Meine Mutter sagte im Jahr 2016: „Wenn ich an dem Ort bin, wo meine Mutter gewesen ist, fühle ich, wie ich auf ihren Spuren gehe...“. 

Für mich bedeutet das KZ Ravensbrück Verschiedenes: An diesem Ort ist Trauer, Schmerz aber auch Freude gleichzeitig zu spüren. Es ist der Ort, der mir meine Großmutter genommen hat. Sie fehlte mir gerade als Kind und Jugendliche, obwohl ich sie nie kennenlernen konnte. Jedoch wurden mir in Ravensbrück auch liebevolle Freundschaften geschenkt. Wenn ich den Boden des KZ Ravensbrück betrete, stelle ich mir vor, ich bin bei meiner Großmutter auf Besuch. 

 

Siegrid Fahrecker
Österreich
Enkelin von Anna Burger