Aenne Saefkow

geb. Thiebes

geb. 12. Oktober 1902 in Düsseldorf, 
gest. 4. August 1962 

März – April 1945 in Ravensbrück 

„AM 13. MAI 1945 MACHTE ICH MICH MIT PAULA (EINER KAMERADIN AUS RAVENSBRÜCK) AUF DEN WEG NACH BUCH. ICH SAH EUCH UND RIEF DICH: ‚BÄRBELE‘, ABER DU HÖRTEST MICH NICHT. ABER EDITHS SCHÄRFERES OHR FÜR MUTTIS STIMME HATTE MICH ERKANNT. [...] ‚BÄRBELE, UNSERE MUTTI IST DA!‘ DANN LAGT IHR BEIDE IN MEINEN ARMEN. [...] WIE SCHÖN WAR DAS FÜR MICH, GAB ES DOCH MIR DIE GEWISSHEIT, DASS DIE ERINNERUNG AN MICH WACH GEHALTEN WAR.“

Meine Mutter wurde als Tochter des Wandertischlers Wilhelm Thiebes und seiner Ehefrau, der Näherin Elisabeth Thiebes, am 12. Oktober 1902 in Düsseldorf geboren. Bereits in der Jugend war Aenne politisch aktiv, wurde Mitglied der KPD und zog 1927 nach Berlin. 1928 wurde ihre Tochter Edith geboren. Meine Mutter hatte ab 1933 in kleinen illegalen Gruppen gegen die Nazis gearbeitet, als sie meinen Vater, den Kraftfahrer Anton Saefkow, 1941 kennenlernte. Sie heirateten und 1943 kam ich, ihre Tochter Bärbel, zur Welt.  

Mein Vater baute gemeinsam mit anderen ein Widerstandsnetz auf. Meine Mutter half, sie leistete Kurierdienste und nahm an zahlreichen Diskussionen teil. Die Organisation fiel der Gestapo zum Opfer und mein Vater musste wie 100 weitere Genossen die illegale Arbeit mit dem Leben bezahlen. Meine Mutter, ebenfalls verhaftet, kam nach einer Odyssee durch Gefängnisse im März 1945 in „Schutzhaft“ nach Ravensbrück. Bei ihrer Ankunft im Konzentrationslager war sie über die dort herrschenden Zustände schockiert, andererseits schöpfte sie aus den Begegnungen mit gleichgesinnten Antifaschistinnen aus vielen europäischen Ländern Hoffnung für die Zukunft.  

Obwohl durch ihre Haft gesundheitlich geschwächt und als alleinerziehende Mutter für zwei Kinder sorgend, gehörte meine Mutter nach dem Mai 1945 zu den Aktivistinnen für eine neue Gesellschaft. Sie engagierte sich für Sozialarbeit und wurde Bürgermeisterin in verschiedenen Berliner Stadtbezirken. Ihr besonderes Engagement galt der Entstehung eines Erinnerungsortes in Ravensbrück, wohin ich mit ihr von Kindesbeinen an zu Gedenkveranstaltungen gefahren bin und deutsche und ausländische Kameradinnen kennenlernen konnte.  

 

Ihr Engagement für das Ziel: „Nie wieder ein Ravensbrück!“ bemühe ich mich, bis heute fortzusetzen.  

 

Bärbel Schindler-Saefkow
Deutschland
Tochter von Aenne Saefkow