Erna Lugebiel

geb. Voley

geb. 24. August 1898 in Berlin,
gest. 17. November 1984

November 1944 – April 1945 in Ravensbrück

DIE KAMERADSCHAFT WAR FÜR MICH DAS HÖCHSTE. NUR DURCH UNSERE KAMERADSCHAFT HABEN WIR ÜBERLEBT UND DIESE KAMERADSCHAFT WOLLEN WIR PFLEGEN, SOLANGE WIR LEBEN!“

Erna wurde 1898 in Berlin als Erna Voley geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Schneiderin und heiratete mit siebzehn Jahren. Ein Jahr später kam ihre Tocher Ingrid zur Welt. Sie war nicht politisch organisiert und half jüdischen Freundinnen aus Solidarität und Mitgefühl.  

Seit ihrer Scheidung 1935 war Erna Lugebiel alleinerziehend, später wurde sie als Telefonistin der Wehrmacht dienstverpflichtet. Anfang der 1940er Jahre kam sie in Kontakt mit der kommunistischen Widerstandsgruppe „Kampfbund“ und unterstützte Verfolgte mit Geld und Unterkunft. Auf ihre Verhaftung im Juli 1943 folgte ein Jahr in Untersuchungshaft in Berlin. Ihr Prozess endete mit einem Freispruch. Dennoch wurde sie im November 1944 nach Ravensbrück gebracht. Dort kam sie in Kontakt mit inhaftierten KPD-Mitgliedern wie Katharina Jacob und Martha Paucka. Die Hilfe, die sie von diesen und anderen Häftlingen erhielt, war für sie eine der wichtigsten Erinnerungen an Ravensbrück. 

In den 1980er Jahren entstand in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland ein vermehrtes Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus und auch an den Menschen, die Widerstand geleistet hatten. Erna Lugebiel wurde in Interviews, Buchveröffentlichungen, einer Ausstellung und auch in einem Fernseh-Beitrag vermehrt über ihr Leben und als Zeugin des Nationalsozialismus und des Widerstands befragt. 1983 erschien eine Sammlung von Erinnerungsberichten, in der auch Erna Lugebiel unter dem Titel „Die Kameradschaft war für mich das Höchste“ zu Wort kam. 

Sie beteiligte sich 1981 an der geschichtspolitischen Initiative, die Gertrud Müller und die Lagergemeinschaft Ravensbrück in Westdeutschland begonnen hatten. Der Kontakt zu anderen Überlebenden von Ravensbrück war Erna Lugebiel Zeit ihres Lebens ein sehr wichtiges Anliegen. Ihre Unterschrift findet sich auch auf einer Grußkarte von einem Treffen in Erinnerung an die gemeinsame Befreiung. Das Treffen fand am 30. April 1959 in Ost-Berlin statt. Neben ihrem Namen finden sich auch die von Emmy Handke, Rosa Thälmann, Maria Wiedmaier, der West-Berlinerin Trude Neuhof und ihrer Tochter Ingrid Rabe sowie ihrer Enkelin.

 

Jeanine Bochat
Deutschland
Enkelin von Erna Lugebiel